Die Geschichte unserer Verführung zu immer mehr Nudeln, zu immer mehr Zucker beginnt 1971. US-Präsident Nixon stand vor der Wiederwahl. Seine Popularität war aber auf dem Tiefpunkt, nicht zuletzt wegen des Krieges in Vietnam. Also suchte er ein „grosses“ Thema. Ein Thema, fuer das ihn das Volk lieben würde. Er hatte die zündende Idee: Preise senken. Essenspreise senken. Dafür brauchte er die Farmer und fand als Fachmann Dr.Earl Putz.
Putz subventionierte den Maisanbau. Nicht im grossen, sondern im gigantischen Stil. Die Maispreise sanken und damit die Preise fuer Nahrungsmittel wie Müsli, Biskuits, Mehl. Dann lief die Sache aber aus dem Ruder. Mais überschwemmte den Markt. Was tun? Putz flog nach Japan und brachte eine wissenschaftliche Innovation mit: High Fructose Vorn Sirup, kurz HFCS. Ein Glukose-Fruktose-Sirup, gewonnen aus dem überflüssigen Mais.
Dieser Sirup löste mehrere Probleme auf einmal: Seine Produktion half, die Maisberge abzutragen. Und er war so billig, viel billiger als Zucker, sodass die Lebensmittelindustrie guenstiger produzieren und fortan wirklich jede Speise versüßen konnte: Ganz gleich, ob Pizza, Krautsalat, Zwieback, Brot, Wurst oder Nudelsosse: HFCS wurde überall hineingepumpt – und die amerikanische Bevölkerung wurde immer fetter. Kränker.
Eine schlimme Entwicklung. Die sich aber 1984 weiter verschärfte. In diesem Jahr nämlich stellte Coca Cola auf HFCS um. Weil die Produktion so billig wurde. Prompt schlossen sich weitere Unternehmen aus der Getränkebranche an. In Zahlen:
- In den USA ist der Verzehr von fructosehaltigem Maissirup in einem Zeitraum von 20 Jahren um mehr als 1000(!) Prozent angestiegen.
- 80 Prozent der Lebensmittel in den USA werden heute gesüßt – selbst solche, bei denen man dies nicht vermuten würde: Fleisch und Brot.
- 1966 hatten einen BMI über 30 (vollfett) nur 1,2 Prozent der Männer und 1,8 Prozent der Frauen. 1989, also 23 Jahre später, waren schon 10,6 Prozent der Männer und 14 Prozent der Frauen vollfett. BMI über 30.