Vitamin B12 – Wie können Sie sich schützen? Müdigkeit, Leistungsschwäche, Herzrasen, Hautkrippeln, Infektanfälligkeit. Manchmal auch: Vergesslichkeit, Depression. Das sind die Symptome von Blutarmut infolge von Vitamin B12 -Mangel. Und die fand sich bei vegetarisch lebenden Indern in Indien nicht, bei vegetarisch lebenden Indern in England aber extrem häufig. Warum nur? Das fragte sich das Forschertrio Albert, Nathan & Baker vom Christian Medical College Hospital im indischen Velare schon in den 1980er Jahren. Die von ihnen entdeckte Spur ist ein wenig unappetitlich – aber ausgesprochen spannend:
Die im Dickdarm (also im letzten Darmstück vor dem Ausgang) lebenden Bakterien koennen tatsächlich Vitamin B12 produzieren – deshalb findet sich das Vitamin später auch in der Toilette. Leider kann B12 aber nur im Dünndarm aufgenommen werden, also im ersten Teil des Darms. Jetzt wird es interessant, denn das hatte man nicht gewusst: Auch im menschlichen Dünndarm lebt Mikroflora, die bedeutende Mengen B12 herstellen kann, und das gilt besonders fuer gesunde Menschen in Südindien. Das völlig andere Essen in England und die anderen hygienischen Bedingungen – weniger Bakterien im Wasser, mehr Klopapier – hatten das ursprünglich überaus gesunde Mikrofilm der Inder verkümmern lassen. Und damit auch ihre Versorgung mit Vitamin B12.
Blutkörperchen wachsen nur mit B12
Was dann passiert ist, das passiert etlichen Vegetarier und Veganern in Europa: Vitamin B12 –Mangel Anämie. Wie es dazu kommt? Ohne B12 funktioniert die Blutbildung nicht. Wo neue Blutzellen wachsen sollen, muss nämlich Erbinformation vervielfältigt werden, und das geht nur mit B12. Stockt die Neuproduktion von roten Blutkörperchen, dann blähen sich die, die schon da sind, immer weiter auf. Im Labor finden sich also viel zu wenige, viel zu dicke rote Blutkörperchen in den Proben, die zwar pro Zelle mehr roten Blutfarbstoff enthalten als üblich, aber nicht richtig funktionieren. Die Vorläuferzellenproduktion der weissen Blutkörperchen stockt ebenfalls. Und deshalb stockt auch die gesamte Nachfolgeproduktion: zu wenig B-Zellen, zu wenig T-Zellen, zu wenig Killerzellen, zu wenig Plasmazellen, zu wenig Makrophagen. Die Immunabwehr bricht zusammen.
„Ja, aber!“ ruft jetzt der ein oder ander. In der EPIC-Oxford-Studie sah man doch, dass nur jeder zweite Veganer zu wenig B12 im Blut hatte. Ja, stimmt schon. Das kommt daher, weil B12 extrem lange in der Leber gespeichert wird. Die Anämie zeigt sich oft erst nach drei, fünf, zehn Jahren. Dann aber heftig, und die Folgen sind teilweise nicht rückgängig zu machen.
Also braucht es Substitution. Vitamin B12 – Wie können Sie sich schützen? Die wird schwer betroffenen anfangs in hoher Dosis gespritzt, später dann regelmässig aller paar Monate. Sieht es weniger schlimm aus, kann Vitamin B12 auch oral eingenommen werden. Was allerdings nur bei gesundem Darm funktioniert – oft also nicht. Dann ist die Spritze wieder die bessere Idee.
Vitamin B12 ist nicht in vegetarischer Kost enthalten, weil es eben Mikroorganismen produziert wird, die im Darm leben – auch im Darm von Tieren. Die brauchen zusätzlich Kobalt, dann kann B12 entstehen und über Fleisch oder Fisch, Milch und Eier auf unseren Tellern und schliesslich in unserem Knochenmark landen und das tun, was es eben tut: helfen, Blutzellen zu bilden.
Und die frühere, südindische Variante? Ein gesundes Mikrofilm, das sich Vitamin B12 – Wie können Sie sich schützen, selbst macht? Theoretisch kann man dahin zurück. Die Frage ist nur, woher dann das notwendige Kobalt kommt und woher die notwendigen Bakterien. Und wie man das dann konkret anstellt … ohne Klopapier? Dann doch lieber B12 aus der Packung, wenn Sie mich fragen.
B12 – und das Immunsystem wacht auf.